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«Der Standard eCH-0051 setzt sich neu modular zusammen»

«Der Standard eCH-0051 setzt sich neu modular zusammen»

Standards

Der Standard eCH-0051 für den Austausch von Daten im polizeilichen Anwendungsbereich ist seit 2006 im Einsatz und wird heute von über 30 Anwendungen verwendet. Mit dem Projekt «Redesign eCH-0051» soll dieser Datenstandard nun überarbeitet werden. Dazu haben sich Vertreter aus den Bereichen Polizei und Justiz zusammengetan. Das Projektteam hat eine Studie ausgearbeitet, um die technische und organisatorische Basis der Überarbeitung zu legen. Wir durften die beiden Co-Projektleitenden, Albano Bernasconi und Manuel Weingart, zur Studie und den geplanten Änderungen befragen.

Albano und Manuel, ihr seid Co-Projektleitende für die Überarbeitung des Datenstandards eCH-0051. Warum ist diese Überarbeitung notwendig?
Albano: Der Standard wurde ursprünglich für den Polizeibereich erstellt. In den Folgejahren wurde er bei Bedarf immer weiter ergänzt. Dadurch ist er zwar umfangreich und breit anwendbar geworden, gleichzeitig aber auch immer weniger verbindlich.

Manuel: Genau, heute sind alle Informationen (Anm. d. Red.: Datenfelder) des Standards optional. Mit der Überarbeitung geht es aber auch um die Schärfung des gemeinsamen Verständnisses über die Inhalte.

Warum wird die Überarbeitung gemeinsam von HIS und PTI angegangen?
Albano: Die Zusammenarbeit zwischen HIS und PTI begann im 2016, als das HIS-Programm seine operativen Arbeiten aufgenommen hat. Da die Polizei eng mit der Justiz zusammenarbeitet, wollen HIS und PTI die Standardisierung auch gemeinsam vorantreiben. Seit etwas mehr als einem Jahr heisst diese Zusammenarbeit nun Sicap und hat einen dauerhaften Charakter.

Manuel: Der Fokus liegt auf den Schnittstellen zwischen den Fachbereichen der Strafjustizkette. Es geht in erster Linie darum zu definieren, welche Informationen in bestimmten Fällen wie zwischen diesen Fachbereichen ausgetauscht werden sollen, damit diese nicht jeder Akteur immer wieder neu manuell erfassen muss.

Damit sind sehr viele Akteure von der Überarbeitung des Standards betroffen.
Wie habt ihr diese Überarbeitung angepackt und sichergestellt, dass alle gehört werden?
Albano: Wir haben uns einen Überblick über die Nachrichtenflüsse der gesamten Strafjustizkette erarbeitet und diese Landkarte dann in mehreren Workshops mit verschiedenen Fachexpertinnen und Fachexperten in der ganzen Schweiz überprüft. So gewannen wir ein Gefühl für die Prioritäten. Parallel dazu haben wir untersucht, wie man die benötigten Datenstrukturen in verschiedene Module unterteilen könnte. Auch diese Ansätze haben wir mit den Kolleginnen und Kollegen besprochen. Das Fazit ist, dass sich der Standard eCH-0051 neu modular zusammensetzen soll.

Könnt ihr kurz erläutern, was mit diesen Modulen gemeint ist?
Manuel: Die Grundidee ist, dass zwischen Grund- und Fachmodulen unterschieden wird und die übertragenen Nachrichten sich aus diesen Modulen zusammensetzen. In unserem Konzept nennen wir die Module «Basiskataloge» und «Fachkataloge». In den Basiskatalogen werden Daten aufgeführt, die in der gesamten Strafjustizkette verwendet werden. In den Fachkatalogen erscheinen hingegen Daten, die in spezifischen Anwendungsfällen zum Einsatz kommen. Die Bildung von Fachkatalogen ist damit neu, während der bestehende Standard eCH-0051 schon heute eine Sammlung verschiedener Basiskataloge darstellt. Diese kann man mit dem neuen Ansatz grösstenteils wiederverwenden.

Was bedeutet die Einführung dieser Fachkataloge für die Praxis – was wird sich gegenüber dem bestehenden Standard verändern?
Manuel: Aus technischer Sicht muss jede Schnittstelle neu gebaut werden, damit sie die neuen Standards verwenden kann. Einen solchen Umbau wird man nur angehen, wenn sowieso grössere Anpassungen nötig sind. Andererseits kann man auch mit einem grossen Nutzen durch die Standardisierung rechnen.

Albano: Neben den technischen Veränderungen gibt es auch grössere organisatorische Veränderungen. Neu sollen Fachexpertinnen und Fachexperten festlegen, welche Informationen in welchen Fällen benötigt werden. Diese Personen sollen in Fachgruppen organisiert sein.

Wie entstehen diese neuen Fachgruppen und wer wird Mitglied?
Albano: Aktuell sind vier Fachgruppen angedacht, die die Bereiche Polizei, Justiz, Justizvollzug und allgemeine Themen abdecken sollen. Es ist nicht einfach, geeignete Personen für die Fachgruppen zu finden. Mögliche Kandidaten müssen die Aufgaben und die Geschäftsabläufe gut kennen und diese auch mitgestalten wollen. Wir kennen wegen unseren Vorarbeiten bereits mögliche Kandidatinnen und Kandidaten und werden auf eine ausgewogene geografische und sprachliche Vertretung achten.

Was sind jetzt die nächsten Schritte im Projekt «Redesign»?
Manuel: Nach Abschluss der Studie geht es weiter mit der Konzeptphase, in der die angedachte Modularisierung weiter ausgearbeitet und anhand konkreter Pilotfälle zum produktiven Einsatz gebracht wird. Gemäss dem aktuellen Stand der Sondierungsgespräche wird es bei diesen Pilotfällen um den Datenaustausch mit Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs sowie mit Strassenverkehrsämtern gehen.

Und wo seht ihr die grössten Herausforderungen für eine erfolgreiche Einführung des neuen Standards?
Albano: Wir müssen konkrete Anwendungsfälle im Pilotbetrieb umsetzen und die dafür benötigten Kataloge erstellen. Für ein stimmiges Konzept müssen wir aber auch einige Basiskataloge betrachten, die wir noch nicht unmittelbar einsetzen. So minimieren wir die Risiken für spätere Überraschungen. Neue Vorgaben können nun in wenigen Monaten erstellt werden, die Übernahme durch die Anwendungen wird jedoch Jahre dauern und ist teils mit den Lebenszyklen der Anwendungen gekoppelt oder wird durch gesetzliche Vorgaben ausgelöst. Das Hauptziel bleibt es, einen möglichst grossen Mehrwert beim Daten- und Dokumentenaustausch zu erzielen.

Manuel: Schlussendlich werden wir erst in 10 Jahren sehen können, ob die Einführung gelungen ist oder nicht. Ein Erfolg wird es dann sein, wenn der Standard auch in 10 Jahren in dieser Form noch lebt und weiterentwickelt wird.

Wann darf man mit der Publikation des neuen Standards rechnen?
Albano: Voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2024. Positiv stimmt uns, dass die Idee einer Überarbeitung des Standards im Sinne der Studie generell auf breite Akzeptanz gestossen ist.

 

«Der Standard eCH-0051 setzt sich neu modular zusammen»

«Der Standard eCH-0051 setzt sich neu modular zusammen»

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Der Standard eCH-0051 für den Austausch von Daten im polizeilichen Anwendungsbereich ist seit 2006 im Einsatz und wird heute von über 30 Anwendungen verwendet. Mit dem Projekt «Redesign eCH-0051» soll dieser Datenstandard nun überarbeitet werden. Dazu haben sich Vertreter aus den Bereichen Polizei und Justiz zusammengetan. Das Projektteam hat eine Studie ausgearbeitet, um die technische und organisatorische Basis der Überarbeitung zu legen. Wir durften die beiden Co-Projektleitenden, Albano Bernasconi und Manuel Weingart, zur Studie und den geplanten Änderungen befragen.

Albano und Manuel, ihr seid Co-Projektleitende für die Überarbeitung des Datenstandards eCH-0051. Warum ist diese Überarbeitung notwendig?
Albano: Der Standard wurde ursprünglich für den Polizeibereich erstellt. In den Folgejahren wurde er bei Bedarf immer weiter ergänzt. Dadurch ist er zwar umfangreich und breit anwendbar geworden, gleichzeitig aber auch immer weniger verbindlich.

Manuel: Genau, heute sind alle Informationen (Anm. d. Red.: Datenfelder) des Standards optional. Mit der Überarbeitung geht es aber auch um die Schärfung des gemeinsamen Verständnisses über die Inhalte.

Warum wird die Überarbeitung gemeinsam von HIS und PTI angegangen?
Albano: Die Zusammenarbeit zwischen HIS und PTI begann im 2016, als das HIS-Programm seine operativen Arbeiten aufgenommen hat. Da die Polizei eng mit der Justiz zusammenarbeitet, wollen HIS und PTI die Standardisierung auch gemeinsam vorantreiben. Seit etwas mehr als einem Jahr heisst diese Zusammenarbeit nun Sicap und hat einen dauerhaften Charakter.

Manuel: Der Fokus liegt auf den Schnittstellen zwischen den Fachbereichen der Strafjustizkette. Es geht in erster Linie darum zu definieren, welche Informationen in bestimmten Fällen wie zwischen diesen Fachbereichen ausgetauscht werden sollen, damit diese nicht jeder Akteur immer wieder neu manuell erfassen muss.

Damit sind sehr viele Akteure von der Überarbeitung des Standards betroffen.
Wie habt ihr diese Überarbeitung angepackt und sichergestellt, dass alle gehört werden?
Albano: Wir haben uns einen Überblick über die Nachrichtenflüsse der gesamten Strafjustizkette erarbeitet und diese Landkarte dann in mehreren Workshops mit verschiedenen Fachexpertinnen und Fachexperten in der ganzen Schweiz überprüft. So gewannen wir ein Gefühl für die Prioritäten. Parallel dazu haben wir untersucht, wie man die benötigten Datenstrukturen in verschiedene Module unterteilen könnte. Auch diese Ansätze haben wir mit den Kolleginnen und Kollegen besprochen. Das Fazit ist, dass sich der Standard eCH-0051 neu modular zusammensetzen soll.

Könnt ihr kurz erläutern, was mit diesen Modulen gemeint ist?
Manuel: Die Grundidee ist, dass zwischen Grund- und Fachmodulen unterschieden wird und die übertragenen Nachrichten sich aus diesen Modulen zusammensetzen. In unserem Konzept nennen wir die Module «Basiskataloge» und «Fachkataloge». In den Basiskatalogen werden Daten aufgeführt, die in der gesamten Strafjustizkette verwendet werden. In den Fachkatalogen erscheinen hingegen Daten, die in spezifischen Anwendungsfällen zum Einsatz kommen. Die Bildung von Fachkatalogen ist damit neu, während der bestehende Standard eCH-0051 schon heute eine Sammlung verschiedener Basiskataloge darstellt. Diese kann man mit dem neuen Ansatz grösstenteils wiederverwenden.

Was bedeutet die Einführung dieser Fachkataloge für die Praxis – was wird sich gegenüber dem bestehenden Standard verändern?
Manuel: Aus technischer Sicht muss jede Schnittstelle neu gebaut werden, damit sie die neuen Standards verwenden kann. Einen solchen Umbau wird man nur angehen, wenn sowieso grössere Anpassungen nötig sind. Andererseits kann man auch mit einem grossen Nutzen durch die Standardisierung rechnen.

Albano: Neben den technischen Veränderungen gibt es auch grössere organisatorische Veränderungen. Neu sollen Fachexpertinnen und Fachexperten festlegen, welche Informationen in welchen Fällen benötigt werden. Diese Personen sollen in Fachgruppen organisiert sein.

Wie entstehen diese neuen Fachgruppen und wer wird Mitglied?
Albano: Aktuell sind vier Fachgruppen angedacht, die die Bereiche Polizei, Justiz, Justizvollzug und allgemeine Themen abdecken sollen. Es ist nicht einfach, geeignete Personen für die Fachgruppen zu finden. Mögliche Kandidaten müssen die Aufgaben und die Geschäftsabläufe gut kennen und diese auch mitgestalten wollen. Wir kennen wegen unseren Vorarbeiten bereits mögliche Kandidatinnen und Kandidaten und werden auf eine ausgewogene geografische und sprachliche Vertretung achten.

Was sind jetzt die nächsten Schritte im Projekt «Redesign»?
Manuel: Nach Abschluss der Studie geht es weiter mit der Konzeptphase, in der die angedachte Modularisierung weiter ausgearbeitet und anhand konkreter Pilotfälle zum produktiven Einsatz gebracht wird. Gemäss dem aktuellen Stand der Sondierungsgespräche wird es bei diesen Pilotfällen um den Datenaustausch mit Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs sowie mit Strassenverkehrsämtern gehen.

Und wo seht ihr die grössten Herausforderungen für eine erfolgreiche Einführung des neuen Standards?
Albano: Wir müssen konkrete Anwendungsfälle im Pilotbetrieb umsetzen und die dafür benötigten Kataloge erstellen. Für ein stimmiges Konzept müssen wir aber auch einige Basiskataloge betrachten, die wir noch nicht unmittelbar einsetzen. So minimieren wir die Risiken für spätere Überraschungen. Neue Vorgaben können nun in wenigen Monaten erstellt werden, die Übernahme durch die Anwendungen wird jedoch Jahre dauern und ist teils mit den Lebenszyklen der Anwendungen gekoppelt oder wird durch gesetzliche Vorgaben ausgelöst. Das Hauptziel bleibt es, einen möglichst grossen Mehrwert beim Daten- und Dokumentenaustausch zu erzielen.

Manuel: Schlussendlich werden wir erst in 10 Jahren sehen können, ob die Einführung gelungen ist oder nicht. Ein Erfolg wird es dann sein, wenn der Standard auch in 10 Jahren in dieser Form noch lebt und weiterentwickelt wird.

Wann darf man mit der Publikation des neuen Standards rechnen?
Albano: Voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2024. Positiv stimmt uns, dass die Idee einer Überarbeitung des Standards im Sinne der Studie generell auf breite Akzeptanz gestossen ist.

 

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