Stephan Walder ist seit diesem Sommer Co-Vorsitzender des HIS-Programmausschusses. Er erzählt im Interview, warum wir aus der hybriden Sackgasse herausfinden müssen, warum Schnittstellen für die durchgängige Digitalisierung wichtig sind und warum Standardisierung Knochenarbeit ist.
Sie sind seit 2023 Leiter digitale Transformation bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich und vorher waren Sie als stv. Leitender Staatsanwalt und Abteilungsleiter Cybercrime bei der STA II tätig. Warum haben Sie diesen Schritt hin zur Digitalisierung gemacht?
Ich habe schon immer in Informatikprojekten mitgearbeitet. So war ich beispielsweise an der Entwicklung und Einführung des Rechtsinformatiksystems RIS2 oder der Datenschnittstelle zwischen der Staatsanwaltschaft und Polizei beteiligt. Das Zusammenspiel von Informatik und Recht fasziniert mich. Das Angebot zum Leiter digitale Transformation war daher eine Chance im Sinne einer logischen Konsequenz. Die neue Funktion umfasst nicht mehr nur Straf- und Strafprozessrecht, sondern vor allem auch Informationssicherheits- und Datenschutzrecht. Mich reizt die spannende Kombination von Organisation, Recht und Technik.
Sie sagen von sich selbst, Sie sind ein überzeugter Digitalisierer. Woher kommt diese Begeisterung für die Digitalisierung?
Ich habe gemerkt, dass die Digitalisierung für mich mehr Vor- als Nachteile bringt. So könnte ich persönlich nicht mehr ohne mein Smartphone sein. Im beruflichen Umfeld liefert die Digitalisierung sehr wertvolle Werkzeuge, damit wir den Weg aus der hybriden Sackgasse so rasch wie möglich herausfinden. Denn hybrid bedeutet doppelten Aufwand, weil wir zum Teil mit Papier und zum Teil mit Daten arbeiten. Mit einer durchgehend digitalen Arbeitsweise können wir das Potenzial der Digitalisierung erst richtig ausschöpfen und Mehrwert schaffen. Ich bin überzeugt, dass wir in der Verwaltung effizienter werden müssen, weil die Belastung zu hoch ist. Die neuen technischen Mittel helfen uns, die Arbeit zu vereinfachen und Zeit zu sparen. So schafft die Digitalisierung Mehrwert.
Wo sehen Sie das grösste Potenzial für die Digitalisierung der Strafjustiz in den nächsten paar Jahren?
Im Hinblick auf die durchgängige Digitalisierung der Strafverfolgungskette sehe ich das grösste Potenzial bei den Schnittstellen und in der strukturierten Übermittlung von Daten sowie der elektronischen Übermittlung von Dokumenten. Damit wir keine gestempelten Papiersendung mehr hin und her senden, müssen diese analogen Datenflüsse in digitale umgewandelt werden – inter- wie auch innerkantonal. Und zwar von der Entstehung bei der Polizei bis hin ins Staatsarchiv. Wenn wir dabei Once-only (Mehrfachnutzung von Daten), Direktübertragung und rechtsgültige Übermittlung schaffen, haben wir in der Digitalisierung einen riesigen Schritt vorwärts gemacht. Um genau diese durchgängige Digitalisierung der Strafverfolgungskette kümmert sich HIS. Darum reizt mich die Arbeit für HIS.
Was wird dabei die Rolle von HIS sein?
Es gibt keine durchgängige Digitalisierung ohne Harmonisierung. Harmonisieren heisst, Standards zu entwickeln und umzusetzen. Damit die Standardisierung schweizweit gelingt, müssen jedoch alle am gleichen Strang – und in die gleiche Richtung – ziehen. Das ist in unserem föderalistischen Umfeld eine riesige Herausforderung. Und hier übernimmt HIS die wichtige Rolle als Treiber, Vermittler und Motivator für die schweizweite Zusammenarbeit. Eine weitere Rolle von HIS sehe ich darin, die Kantone auf die kommenden Änderungen – insbesondere im Hinblick auf das BEKJ-Obligatorium – zu sensibilisieren. Denn bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Kantone ihre Hausaufgaben gemacht haben und parat sein.
Und worauf legen Sie als neuer Co-Vorsitzender des HIS-Programmausschusses insbesondere den Fokus?
So wie es mit den aktuellen Projekten und Services von HIS sowie der Zusammenarbeit mit Justitia 4.0 im Moment läuft, gehen wir grundsätzlich in die richtige Richtung. Ich möchte zwei Aspekte noch etwas stärker in den Fokus rücken:
Innovation: Innovation kann sich nur entfalten, wenn wir offen sind und auch mal etwas riskieren und ausprobieren. Ich wünsche mir dafür etwas weniger Formalismus und Widerstände. Es gilt ein Klima zu schaffen von «Ja, das probieren wir. Wir sind bereit, einen Schritt zu gehen!» und damit Plattformen für Innovationen zu ermöglichen, die auch von Entscheidungsträgern gefördert werden. Schliesslich sollen diese Innovationen allen Kantonen zugutekommen. Doppelspurigkeiten sind tunlichst zu vermeiden und Synergien zu nutzen. Sharing is caring.
Grundlagenarbeit: Neben Innovationen braucht es aber auch Grundlagenarbeit, die beispielsweise Sicap für die Standardisierung leistet. Das ist Knochenarbeit. Es steckt viel Arbeit, viele Abstimmungen und Absprachen hinter einem Standardisierungskatalog. Diese Arbeit muss jemand machen, sonst können wir keine strukturierten Daten austauschen. Wenn HIS das nicht macht, wer macht es dann?
Kurz nachgefragt
🗵 Geburtstags-SMS |
☐ Handgeschriebene Geburtstagskarte |
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☐ eigene Recherche |
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🗵 zu Fuss ‒ und mit dem Gleitschirm runter :) |
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